
Ausstellung „beyond bauhaus – prototyping the future“ bestehend aus Holz-in-Holz-Verbindungen aus Fichtenholz. © studiomilz.
Sonderausstellung „beyond bauhaus – prototyping the future“, anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums in Berlin, 19
Wo?
Berlin, „beyond bauhaus – prototyping the future“, 2019
Wer?
Studio milz, Simon Deeg & Andreas Picker
Pro:
Volumen mit minimalem Ressourceneinsatz, hohe Wiederverwertbarkeit, modular und wanderbar, Elemente austauschbar, leicht in Transport und Lagerung, Nachnutzung und Umbaukultur, Herstellungsprozess ermöglicht Fokus auf Gestaltung unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten
Contra:
Für die einmalige Verwendung ist der Produktionsaufwand meistens zu hoch
Die Anforderungen für die Ausstellungsgestaltung „beyond bauhaus – prototyping the future“ anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums im Jahr 2019 waren komplex: Eine Architektur mit ästhetischer Gesamtdramaturgie, differenzierten Präsentationsflächen und flexibler Gestaltung, inklusiv der Option zu wandern. Das Architektur- und Designbüro studio milz setzte sich mit einer Lösung durch, die auch unter nachhaltigen Aspekten überzeugt: ein Skelettbau aus Holz mit raumgreifendem Charakter und besonders geringem Materialeinsatz.
Um den Anforderungen einer Wanderausstellung gerecht zu werden, entschied sich das Studio für steckbare Holz-in-Holz-Verbindungen aus leichtem Fichtenholz, die ohne Verwendung von Leim und Schrauben einen mehrmaligen Auf- und Abbau ermöglichen. Die Konstruktion konnte durch dieses Konzept komplett demontiert, in die einzelnen Latten zerlegt und sehr platzsparend gelagert werden.
Die nötige Stabilität des leicht und transparent wirkenden Baus wurde durch einen Typ von Holzverbindungen erreicht, den Fachleute Presspassung nennen. Er basiert auf exakt gefertigten Einzelteilen, deren Abmessungen und Formen in der Konstruktion eine optimale Kraftübertragung erlauben. Die mit Holzdübeln gesicherten Verbindungen können bei Bedarf mit einer Einhandzwinge mit passendem Aufsatz einfach wieder gelöst werden.
Für dieses und weitere Konstruktionsverfahren hat das Studio vor einigen Jahren einen eigenen Entwurfs- und Fertigungsprozess entwickelt, die JOYN MACHINE. Simon Deeg erläutert: “Mit dieser Maschine können wir anspruchsvolle Konstruktionen aus Holz digital entwerfen und dabei, abhängig vom jeweiligen Einsatzbereich, auf eine Vielzahl unterschiedlicher Verbindungstypen zurückgreifen. Sollte die Entwicklung einer neuen Verbindung nötig sein, können wir diese problemlos in unser System integrieren.”
Den Nachhaltigkeitsaspekt sieht sein Kollege Andreas Picker vor allem in der Materialreduktion: “Im Vergleich zur herkömmlicher Plattenverarbeitung wird bei unseren Stabwerksbauten der Werkstoffverbrauch deutlich minimiert. Bei der ‘beyond bauhaus’-Ausstellung haben wir Flächenmaterialien nur noch dort eingesetzt, wo es zur Präsentation von Bildern und Texten nötig war. Dabei haben wir auf standardisierte Maße geachtet, um Aktualisierungen und Wiederverwertbarkeit zu erleichtern.” Während bei dieser Ausstellung die Informationen noch auf Sperrholzplatten gedruckt wurden, setzt das Team heute vermehrt auf Wabenpappen, deren Ränder durch passende Nuten in die Konstruktion eingefasst werden. Simon Deeg ergänzt: “Das ist unser großer Vorteil, wir können die Holzkonstruktionen an fast jedes Plattenmaß unterschiedlicher Stärken und Formen anpassen.”