Die Abbildung kategorisiert die Umweltverträglichkeit diverser Kunststoffe. Rot und Rottöne kennzeichnen die Kunststoffe, die vermieden werden sollten. Grafik: Erstellt durch Die Etagen GmbH auf Basis einer Grafik von Greenpeace Schweiz.17
Die meisten Kunststoffe, die in Ausstellungen eingesetzt werden, sind Thermoplaste oder Duroplaste. Sie können sehr unterschiedliche Eigenschaften haben, die durch die Beimischung von Additiven (zum Beispiel Weichmachern, Stabilisatoren, Farbmitteln, Füllstoffen, Verstärkungsmitteln, Flammschutzmitteln, Antistatikmitteln) exakt auf den Verwendungszweck eingestellt werden.
Die wichtigste Rohstoffquelle für die Kunststoffproduktion ist Erdöl, außerdem Erdgas und Kohle. Diese fossilen Brennstoffe sind in ihrem Vorkommen begrenzt.
Fast alle Kunststoffe sind zum Teil recycelbar. Aber recycelbar ist nicht immer gleichzusetzen mit umweltfreundlich. Bei manchen Kunststoffen geht mit Recyclingprozessen ein starker Qualitätsverlust einher, da eine sortenreine Sortierung und damit ein geradliniger Wiederverarbeitungsprozess zum ursprünglichen Material oft nicht möglich sind (Downcycling). Entscheidender für die ökologische Bewertung eines Materials ist also weniger die Aussage, dass es recycelbar ist, als vielmehr die Frage, ob der Lieferant das Material zurücknimmt und wie viel von dem Material mit welchem Aufwand tatsächlich recycelt wird.
Die Grafik links, die Kunststoffpyramide, gibt eine grobe Orientierung hinsichtlich der Umweltverträglichkeit verschiedener Stoffgruppen, die im Ausstellungsbereich zumeist als Kunststoffplatten eingesetzt werden. In dieser steht zum Beispiel PVC mit seinem hohen Chlorverbrauch in der Produktion und dem Einsatz von problematischen Weichmachern und Stabilisatoren am oberen Ende der kritischen Skala und sollte möglichst vermieden werden. Hinweis: In einzelnen Stoffgruppen können die konkreten Zusammensetzungen für die eigentlichen Produkte sehr unterschiedlich sein, und Produktionsprozesse und Rezepturen können sich ändern.
Einige dem Ausstellungsbereich und der Werbetechnik zuzuordnenden Produkte sind eigentlich Verbundstoffe, die aus einem Schaumkern und Deckschichten bestehen. Diese sind trotzdem hier aufgeführt, weil ihr Kunststoffanteil deutlich überwiegt. Bei allen Werkstoffen, aber insbesondere auch bei denen aus Kunststoff, müssen die gesetzlichen Brandschutzbestimmungen sehr genau beachtet werden. Im Brandfall können sehr problematische Schadstoffe in die Luft gelangen.
Übersicht verschiedener Kunststoffe
PVC-Platten, Foto: 3A Composites
Die Abkürzung PVC steht für Polyvinylchlorid. Es gilt als einer der wichtigsten thermoplastischen (also verformbaren) Massenkunststoffe18. Die Rohstoffquellen für PVC sind Erdöl und Erdgas sowie Steinsalz. Polyvinylchlorid wird im Ausstellungskontext vor allem als Hartschaumplatte eingesetzt. Der Werkstoff eignet sich als Untergrund zur Kaschierung mit Foliendrucken und ist außerdem direkt bedruckbar. Klassische Messebausysteme, die auch oft bei Wanderausstellungen eingesetzt werden, nutzen die weißen, glatten Vollkunststoffplatten als dünne, austauschbare Wandelemente. PVC-Platten haben eine hohe Stabilität bei geringem Gewicht. Sie sind witterungsbeständig und können deshalb auch im Außenbereich eingesetzt werden. PVC ist ein recht spröder Kunststoff, der durch Weichmacher und Stabilisatoren in seinen Eigenschaften angepasst wird. Diese Zusätze können krebsverdächtige und das menschliche Hormonsystem beeinflussende Stoffe enthalten.
Problematisch an diesem Werkstoff ist aus Umweltgesichtspunkten außerdem der hohe Chlorverbrauch bei der Produktion. Verpackungen aus PVC werden im gelben Sack oder in der Wertstofftonne gesammelt. Andere Produkte aus PVC gehören je nach Menge in den Restmüll oder werden einem zertifizierten Entsorger übergeben. In der Regel wird PVC in Müllverbrennungsanlagen verwertet. Es gibt allerdings mittlerweile für Bauprodukte aus PVC ein deutschlandweites Rücknahmesystem, das dazu beiträgt, dass der Anteil an recyceltem PVC wächst.
Vor diesem Hintergrund bieten inzwischen auch mehrere Hersteller PVC-Hartschaumplatten aus Recyclingmaterial für den Ausstellungsbereich an. Das PVC wird dafür gesammelt, sortiert, zerkleinert und neu geformt. Um optisch ansprechende und bedruckbare Platten herzustellen, muss das recycelte Material durch neues ergänzt werden. Dafür wird um einen schwarzen Recyclat-Kern Neu-PVC aufgebracht. Dadurch entstehen Platten, die bis zu achtzig Prozent Recyclat enthalten.19 Diese können dieselben Problemstoffe enthalten wie das Ausgangsmaterial, insbesondere also Weichmacher und Stabilisatoren.
Leichtstoffplatten mit Polyurethankern, Foto: 3A Composites
Leichtstoffplatten mit einem Kern aus geschäumten Polyurethan werden mit unterschiedlichen Deckschichten und in diversen Ausstattungen angeboten: Papier, Karton, PET-Kunststoff und Aluminium. Die Platten sind besonders leicht, haben eine gute Planlage, sind aber oft sehr stoßempfindlich. Man verwendet diese Leichtstoffplatten im Ausstellungskontext gerne in allen Bereichen, die keiner mechanischen Belastung ausgesetzt sind, wie etwa für Deckenhänger, zum Aufziehen von geschützt präsentierten Grafiken und für den Modellbau. Da man viele dieser Leichtstoffplatten mit einem Cutter (Teppichmesser) zuschneiden kann, benötigt man nicht unbedingt eine Werkstatt oder professionelle Werkzeuge zur Verarbeitung. Polyurethan ist unter ökologischen Gesichtspunkten in mancher Hinsicht problematisch. Im klassischen Herstellungsprozess werden gesundheitsgefährdende Stoffe wie Chlor und Isocyanate eingesetzt und teilweise auch hochgiftige Zwischenprodukte wie Phosgen gebildet. Die wenigen existierenden Recyclingprozesse für Polyurethan beschränken sich meist auf die Verwertung von Schaumausschüssen aus der industriellen Produktion und generieren als Downcycling-Prozesse vorwiegend minderwertigere Materialien. Der weitaus größte Teil von PU-Abfällen wird in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Dementsprechend wird PU über den Restmüll (und nicht etwa den gelben Sack) oder direkt über Entsorgungsbetriebe entsorgt. Die teilweise angebotenen Rücknahmesysteme einiger Hersteller führen das zurückgenommene Material in der Regel auch nur eigenen Verbrennungsanlagen zu. Zu Leichtstoffplatten mit PU-Kern gibt es gute Alternativen im Bereich der Papierwerkstoffe.
Leichtstoffplatten aus Polystyrol, Foto: 3A Composites
Diese Leichtstoff platten bestehen aus einem Kern von geschäumtem Polystyrol und Deckschichten aus Massivpolystyrol. Es handelt sich damit um einen sortenreinen Verbund. Durch den Verbund von Schaummaterial mit festeren Deckschichten wird eine hohe Steifi gkeit bei geringem Gewicht erreicht. Die Platten sind auch im Großformat erhältlich und können mit den üblichen Plattensägen zugeschnitten und mit CNC-Fräsen konturgefräst werden. Ihre Oberfl ächen können mit Dekor- und Beschriftungsfolien beklebt werden. Sie sind außerdem für den direkten Digitaldruck geeignet. Polystyrol ist physiologisch unbedenklich und auch für Lebensmittelverpackungen uneingeschränkt zugelassen. Allerdings enthalten die Polystyrolplatten oft Flammschutzmittel, die giftig sein können. Polystyrol kann theoretisch vollständig recycelt werden, wegen Verschmutzungen und Vermischungen geschieht dies aber selten. Aufgrund der sehr geringen Schüttdichte entstehen zudem hohe Transportkosten. Polystyrol-Abfälle werden auf diesem Hintergrund vorwiegend in Müllverbrennungsanlagen verwertet.
Hohlkammerplatten aus Polypropylen, Foto: KIBO Kunststoffe GmbH
Hohlkammerplatten werden in der Regel aus Polypropylen (PP) hergestellt und sind in unterschiedlichen Profilen erhältlich. Das Plattenmaterial kennen Endverbraucher am ehesten von Wahlplakaten, die heute oft aus Hohlkammerplatten gefertigt werden. Die Platten zeichnen sich durch ein geringes Gewicht bei hoher Stabilität aus. Sie haben eine plane Oberfläche, die sich auch für Direktbedruckung eignet. Die Plattenstruktur mit Stegen macht die Platten vielseitig und multifunktional einsetzbar. Für besonders anspruchsvolle Aufgaben hinsichtlich Stabilität gibt es Profile mit innen gekreuzten Stegen. Im Ausstellungsbereich werden PP-Platten im Modellbau sowie als Trägerelement für Plakate oder Displays bis hin zu Großtransparenten im Außeneinsatz benutzt. Im Messebau finden sie auch als Wandsystem Verwendung. Im Vergleich mit anderen Kunststoffen muss, WECOBIS zufolge, bei der Herstellung von Polypropylen weniger Energie aufgewendet werden. Der Herstellungsweg verläuft nur über wenige Zwischenschritte und ist demnach vergleichsweise einfach und kurz. Produktionsabfälle können wieder als Rohstoff eingesetzt werden. Dass Schadstoff e aus Polypropylenprodukten abgegeben werden, erscheint unwahrscheinlich, da diese Produkte für gewöhnlich keine Weichmacher enthalten (WECOBIS). Polypropylen (PP) gilt zusammen mit Polyethylen (PE) als weniger schädlicher Kunststoff. Für Ausstellungsmacher, die nicht auf die Verwendung von Kunststoffen verzichten wollen oder können, stellen Hohlkammerplatten aus Polypropylen eine umweltschonendere Alternative zu den problematischeren Kunststoffen, insbesondere zu PVC, dar.
Spielgerät aus PE-HD / HDPE-Platten, Foto: Ekon BV
Die Kürzel PE-HD beziehungsweise HDPE stehen für Polyethylen hoher Dichte. Der Ausgangsstoff ist Ethylen aus der Erdöl- und Erdgasindustrie. Polyethylen ist mit einem Anteil von knapp dreißig Prozent der weltweit am meisten produzierte Kunststoff. HDPE-Platten sind kratzfest und weisen eine hohe Schlagzähigkeit aus. Brüche durch mechanische Belastungen sind kaum möglich, scharfkantige Bruchstellen sind ausgeschlossen. Die Platten sind witterungsbeständig und unempfindlich gegen Frost. Sie sind entweder einfarbig durchgefärbt in einigen Standardfarben oder als mehrfarbige Dreischichtplatte zu erhalten, wobei die Außenflächen farblich identisch sind und die Mittelschicht andersfarbig. Da keine Farbe absplittern kann, wird das Erscheinungsbild auch nach starker Beanspruchung nicht beeinträchtigt. Die Platten können mit allen Werkzeugen bearbeitet werden, die auch für die Holzverarbeitung eingesetzt werden. Auch Konturfräsen ist möglich. HDPE-Platten sind ohne geeignete Vorbehandlung nicht oder nur schlecht zu bedrucken oder zu kleben. HDPE eignet sich im Ausstellungskontext insbesondere als flächige Konstruktionsteile für Outdoor-Spielgeräte, wie etwa Federwippen und Klettertürme. Sie können aber auch für interaktive Stationen, Luken und Trennwände eingesetzt werden. Polyethylen ist als Thermoplast im Prinzip gut recycelbar. Eine stoffliche Verwertung durch Einschmelzen und Umschmelzen ist also möglich. Allerdings existiert auch hier, wie in vielen anderen Bereichen, die Problematik einer nicht gegebenen sortenreinen Sortierung. Durch die Vermischung verschiedener PE-Typen entsteht ein minderwertigeres Recyclat20. In der Praxis ist die Recyclingquote in diesem Bereich deutlich niedriger, als sie sein könnte. Polyethylen (PE) gehört zusammen mit Polypropylen (PP) zu den weniger schädlichen Kunststoffen. WECOBIS zufolge ist eine Abgabe von Schadstoffen aus Polyethylenprodukten unwahrscheinlich. Grund dafür ist die Tatsache, dass diese Produkte normalerweise keine Weichmacher enthalten. Für Ausstellungsmacher, die nicht auf die Verwendung von Kunststoffen verzichten wollen oder können, kann HDPE-Plattenmaterial eine Option sein.
PLA – Biobasierte Kunststoffplatte, Foto: 3AComposites
Die Entwicklungen im Bereich der Biokunststoffe sind enorm. Das Thema ist „hip“. Doch die Hoffnung, dass biobasierte Kunststoffe schon in kurzer Zeit die meisten konventionellen Kunststoffe ersetzen könnten, entbehrt jeder Grundlage. Im Bereich Ausstellungsbau gibt es aktuell praktisch noch keine konkreten Erfahrungen mit diesen Werkstoffen. Ein potenziell interessanter alternativer Werkstoff befindet sich noch in der Phase der Markteinführung: Er ist im Internet unter dem Stichwort „Biobasierte Display-Platte“ zu finden. Diese Kunststoffplatte besteht aus PLA, einer Polymilchsäure, die über verschiedene Produktionsschritte aus Fermentationsprozessen von Dextrose (Zucker) erzeugt wird. Der Zucker für diesen Zweck wird aktuell vorwiegend aus Saatmais gewonnen. Der Hersteller kündigt für die Zukunft die Nutzung anderer möglicher Rohstoffquellen an, die nicht im Nahrungsmittelsektor liegen. Bestandteile der Platte sind ein geschäumter Kern und beidseitige Deckschichten, jeweils aus PLA. Durch den Verbund von Schaummaterial mit festeren Deckschichten wird eine hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht erreicht. Als Display-Platte scheint das PLA-Produkt für alle üblichen Anwendungen geeignet zu sein, in denen die bisher eingeführten Polystyrolplatten eingesetzt werden, also Kaschierungen und Direktdrucke im Inneneinsatz. Nach Herstellerangaben können die Platten mit den üblichen Plattensägen auf Format gesägt und mit CNC-Fräsen konturgefräst werden. Wenig überzeugend ist die Tatsache, dass der Werkstoff zwar theoretisch industriell kompostierbar ist, dass er aber in Deutschland aktuell noch nicht wiederverwertet wird. Die Gründe liegen vor allem in deutlich zu langen Kompostierungszeiten. Derzeit wird PLA deshalb zusammen mit anderem Restmüll verbrannt. Der Einsatz von biobasierten Kunststoffen im Ausstellungsbereich ist Neuland. Auf der Grundlage der vorliegenden Informationen kann keine fundierte Bewertung erfolgen.