Drucktechniken für Ausstellungen

Piktogramme als Textildrucke auf Fahnenstoff

Textildrucke auf leichtem Fahnenstoff, Foto: Die Etagen GmbH

In den meisten Ausstellungen sind Drucke die zentrale Informationsquelle für Besucher, seien es Grafiken, Infotafeln, Objektbeschriftungen oder Leitsysteme. Solche Drucke werden in der Regel als Einzelstück oder in Kleinstauflage produziert – im Unterschied zu den typischerweise auflagenstarken Printprodukten, wie zum Beispiel Flyer, Folder, Broschüren, Kataloge und Bücher, die zwar im werblichen Kontext von Ausstellungen gebraucht, hier aber nicht näher betrachtet werden. Auf der Suche nach umweltfreundlichen Lösungen in den für Ausstellungen typischen Bereichen sind viele Faktoren relevant, die sich oft gegenseitig bedingen und teilweise auch ausschließen: Druckträger und Druckverfahren, Druckfarben und Druckveredelung. Insbesondere die Wahl des Druckträgers, also des Materials, das bedruckt wird, bietet Ausstellungsmacher:innen schon etliche Optionen für mehr oder weniger ökologische Umsetzungen. Entscheidungen dazu stellen sich meist früh im Planungsprozess, da sich viele Konsequenzen hinsichtlich Unter- oder Rahmenkonstruktionen für die Drucke daraus ergeben.

Drucke auf Folien oder Papiere

Viele Großformatdrucke in Ausstellungen werden auf Folien- oder Papiermaterial gedruckt, das in den Druckereien in Rollenform vorliegt und das nach dem Bedrucken auf Plattenmaterial kaschiert wird. Im Bereich der selbstklebenden Druckfolien wird vorwiegend PVC-Material verwendet, das unter ökologischen Gesichtspunkten problematisch ist, wie im Absatz „PVC-Platte“ unter dem Werkstoff „Kunststoffe“ näher ausgeführt wird. Wenn sich Ausstellungsmacher:inen trotzdem für dieses Material entscheiden, sollten sie berücksichtigen, dass es auch Folien gibt, die von ihrem Trägermaterial einfach wieder abgezogen werden können und dadurch mindestens einen Wiedereinsatz des Trägermaterials ermöglichen. Ausstellungsmachende sollten prüfen, ob im konkreten Anwendungsfall auch Papiere oder papierähnliche Materialien als Druckträger einzusetzen sind. Denn auch Papiere gibt es in einer breiten Produktpalette mit unterschiedlichen Eigenschaften. Durch ihre Oberfläche, ihre Materialzusammensetzung und durch ergänzende Beschichtungen sind sie vielseitiger einzusetzen als gemeinhin bekannt. So feiert zum Beispiel die klassische Tapete als modernes Wallpaper auf Spezialpapier in vielen Museen und Ausstellungen ein Comeback. Sie wird einfach direkt auf entsprechend glatte Wandflächen tapeziert. Folien und Papiere als Druckträger werden für die typischen Ausstellungsanwendungen im Normalfall meistens mit einem der vielen Tintenstrahlverfahren bedruckt. Zur Unterscheidung der einzelnen Verfahren können am besten die dabei verwendeten Tinten dienen. Zur Bewertung ihrer ökologischen Eigenschaften spielen unter anderem ihr Lösungsmittelanteil und der Energieeinsatz bei ihrem Druckprozess eine Rolle. Diese beiden Pole werden unter anderem durch den fachlichen Qualitätsanspruch ergänzt, der in fast allen Anwendungsgebieten gilt und eine hohe UV-Beständigkeit für die Druckerzeugnisse fordert. In den Bereich der Solvent-Tinten (von Solvens = Löse- oder Lösungsmittel) fallen alle lösungsmittelbasierten Farben, auch wenn diese durch spezielle Rezepturen sehr unterschiedliche Lösungsmittelanteile haben können. In manchen Druckereien werden immer noch sogenannte Hard-Solvent-Tinten eingesetzt, die aufgrund ihrer flüchtigen, teils sehr aggressiven Lösungsmittel vor allem beim Druckprozess spezielle Entlüftungssysteme erforderlich machen, aber auch nach dem Druck noch lange unangenehm und potenziell gesundheitsgefährdend ausdünsten können. Drucke aus solchen Tinten sind sehr UV-beständig. In den letzten Jahren wurden auch sogenannte Eco-Solvent- beziehungsweise Mild-Solvent-Tinten entwickelt, in denen weniger Lösungsmittel eingesetzt werden und die trotzdem noch eine akzeptable UVBeständigkeit bieten. Diese sind im Solventbereich den Hard-Solvent-Tinten vorzuziehen. Mit deutlich weniger Lösungsmitteln kommen Latextinten aus, die wasserbasiert sind und mit Hilfe eines Infrarotsystems aushärten. An diesem System wird der relativ hohe Energieaufwand für den Trocknungsprozess kritisiert, wenngleich die eher gute UV-Beständigkeit ein Argument für dieses System sein kann. Die umweltfreundlichsten Farben, nämlich die wasserbasierten Pigmenttinten, konnten sich aufgrund ihrer schwachen UV-Beständigkeit in der Praxis kaum durchsetzen. Die UV-Tinten spielen eher im Direktdruck auf Plattenwerkstoffen und im Textil- und Bannerdruck eine Rolle und werden in den folgenden Absätzen näher besprochen. Um im konkreten Anwendungsfall einen ökologisch vertretbaren Kompromiss zu finden, sollte mit einer Druckerei zusammengearbeitet werden, der Umwelt- und Gesundheitsschutz ein Anliegen ist und die mit innovativer Technik ausgestattet ist.

Direktdrucke auf Plattenwerkstoffen

Das heutzutage im Direktdruck auf Plattenwerkstoffen zumeist verwendete Verfahren ist der UV-Druck. Er basiert auf UV-Tinten, die als chemisch-reaktive Farben UV-Lampen benötigen, um auszuhärten. Der zunehmende Einsatz von UV-Lampen auf LED-Basis zeichnet sich als energiesparende Perspektive für die weitere Entwicklung der UV-Systeme ab und wird auch LE-UV-Druck genannt. Der Lösungsmittelanteil 46 ist bei UV-Tinten in Relation zu den meisten anderen Tinten sehr gering. UV-Druck wird auch in anderen Druckverfahren eingesetzt, von denen insbesondere noch der Textildruck für Ausstellungsmacher:innen relevant ist. Ein weiteres Druckverfahren, mit dem Plattenmaterialien direkt bedruckt werden können, ist das Siebdruckverfahren, das in einem extra Absatz gesondert betrachtet wird. Es sind immer mehr Plattenmaterialien erhältlich, die direkt bedruckt werden können. Direktdruckverfahren haben den prinzipiellen Vorteil, dass keine zusätzlichen Klebe- und Kaschierungsschichten mehr nötig sind, was Ressourcen und Energie sparen und auch für das Recycling förderlich sein kann. Besonders materialsparend ist die Verwendung von Plattenmaterialien, die ihre Festigkeit nicht durch hohe Dichte erhalten, sondern durch stabilisierende Zwischenlagen, also zum Beispiel Waben- und Hohlkammerplatten oder Papierwerkstoffplatten mit Prägekern. Derlei luftige Werkstoffe sind unter Umweltaspekten besonders dann interessant, wenn Sie aus einem einheitlichen Material bestehen und einfach recycelt werden können. Auf Wabenplatten aus Karton und Hohlkammerplatten aus Polypropylen trifft dies zu. Mit ihnen können zum Beispiel große konturgeschnittene Aufsteller für den Ausstellungsbereich produziert werden, die auch höheren Anforderungen an Haltbarkeit genügen. Während papierbasierte Werkstoffe in der Regel nur im Innenbereich einsetzbar sind, können Polypropylen- Platten kurz- bis höchstens mittelfristig auch im Außenraum genutzt werden. Direktdrucke sind aber auch auf vielen massiven Materialen, zum Beispiel auch auf Holzwerkstoffen möglich, die auf unserer Website unter den einzelnen Werkstoffen für Ausstellungsstationen näher beschrieben werden.

Textil- und Bannerdrucke

Im Ausstellungskontext können Textil- oder Bannerdrucke gut für die Gestaltung von großen und sehr großen Flächen im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden. Während in den Indoorbereichen überwiegend leichte Textilien als Druckträger genutzt werden können, sind im Outdoorbereich oft PVC-Planen für Banner üblich, die im Gegensatz zu textilem Material keine Feuchtigkeit aufnehmen. Mit bedruckten Textilien können Plattenmaterialien flächig bezogen, vor allem aber Rahmenprofile als Fläche bespannt werden. Gerade die Rahmensysteme sind darauf ausgelegt, dass die Druckmotive schnell und einfach ausgewechselt werden können. Ein beliebtes System arbeitet mit einer Gummilippe, die rund um das Textilmaterial angenäht wird und die zum Aufspannen des Motivs in das Rahmenprofil eingesteckt wird. Eine erweiterte Anwendung als Bespannung ist die Nutzung der Drucke in tieferen Rahmen, die als Leuchtkästen ausgebaut sind. Durch textile Lösungen, die mit Rahmensystemen arbeiten, können gegebenenfalls Ressourcen für vollflächige Plattenwerkstoffe eingespart werden. Auch die leichte Austauschbarkeit der Motive bei wenig Materialverbrauch ist ein positives Argument. Textildrucke werden auch im Outdoorbereich eingesetzt, insbesondere für Flaggen und Fahnen. In diesem luftig-bewegten, stofflich-fließenden Einsatz können die bedruckten Gewebe ihre spezifischen Eigenschaften besonders gut ausspielen. Als fest fixierte und flächig aufgespannte Materialien sind sie allerdings im Outdoor-Bereich den ökologisch problematischeren PVC-Materialien in gewisser Hinsicht unterlegen: Wenn sie Feuchtigkeit aufnehmen, verdunkelt sich das Druckbild, im Trocknungsprozess hellt es sich wieder auf. Auf größeren grafischen Flächen können deshalb bei feuchtem Wetter unschöne fleckige Effekte entstehen. Demgegenüber nehmen Banner aus PVC-Materialien (auch LKW-Planen genannt) keine Feuchtigkeit auf. Sie können durch unterschiedliche Qualitäten auch besonders starken Beanspruchungen genügen. Wenn extrem hohe Reißfestigkeit gefordert ist, vor allem in heiklen Windlagen, werden für große Flächen spezielle Gitternetzplanen eingesetzt, auch Mesh genannt, die durch ihre durchbrochene Struktur den Wind durchlassen. PVC gehört zu den Materialien, die möglichst vermieden werden sollten. (Näheres dazu auf der Seite über Kunststoffe.)

Siebdrucke

Für Ausstellungsmacher:innen ist Siebdruck hauptsächlich in den Bereichen Schilder- und Textildruck eine mögliche Option. Gleichwohl ist dieses Druckverfahren rückläufig. Digitale Druckverfahren verdrängen den Siebdruck zunehmend auch aus den angestammten Anwendungsbereichen. Beim Siebdruck wird durch ein feinmaschiges Gewebesieb hindurch Farbe auf das zu bedruckende Material aufgebracht. Das Sieb funktioniert als Schablone. Die nicht zu bedruckenden Stellen werden vorher auf dem Sieb farbundurchlässig gemacht. Durch das Schablonenprinzip muss für jede Farbe ein Sieb angefertigt werden, was vergleichsweise hohe Fixkosten verursacht. Bei entsprechender Vorbereitung des Druckmotivs durch Farbseparation und Rasterung können bei Verwendung bestimmter Tinten auch fotoartige Drucke mit Farbverläufen umgesetzt werden. Die Palette der zu bedruckenden Materialien ist im Siebdruck besonders groß. Es werden unter anderem Papiere und Pappen, Kunststoffe, Textilien, Textildrucke auf leichtem Fahnenstoff, Foto: Die Etagen GmbH Keramik, Metall, Holz und Glas bedruckt. Im Siebdruck 48 können durch den Einsatz gröberer Gewebe höhere Farbschichtdicken erreicht werden, was neben der Farbwirkung auch die Beständigkeit der Druckfarben erhöhen kann. So können zum Beispiel Schilderdrucke für den Außenbereich UV- und witterungsbeständig umgesetzt werden. Es können sehr viele Farbsorten im Siebdruck benutzt werden, die sich unter anderem durch ihr Trocknungs- beziehungsweise Aushärtungsverhalten unterscheiden. Neben den Druckfarben, die durch Lösungsmittel trocknen, werden im Siebdruck auch chemisch-reaktive Farben eingesetzt. Dazu gehören neben den Zweikomponenten- und Kunstharzfarben auch die UV-Farben, die erst durch eine starke UV-Licht-Bestrahlung aushärten und eine Alternative zu stark lösungsmittelhaltigen Farben sein können.

Folienplot-Lösungen

Folienplots auf Wänden

Direkt auf die Wand aufgebrachte Folienplots, Foto: Die Etagen GmbH

Texte und einfarbige grafische Elemente können als Folienplot produziert werden und direkt auf Wände, Glasscheiben, Fußböden oder auch auf die Exponate geklebt werden. Die Tatsache, dass Plotterfolie sehr viel dünner als normale Druckfolie ist und dass man durch die direkte Anbringung Trägermaterial und Druckfarbe einsparen kann, ist unter Umweltaspekten interessant. Viele Museen und Ausstellungsbetreibende schätzen auch die hochästhetische, elegante Wirkung, die aus der direkten Verbindung von Druckelementen und Architektur entsteht. Standardmäßig wird allerdings Plotterfolie aus PVC verwendet – einem, wie auf der Seite über Kunststoffe näher ausgeführt, ökologisch problematischen Material. Es gibt aber auch Folie aus Polyester (PET), Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE), die, sofern sie alternativ einsetzbar sind, den PVC-Folien vorzuziehen sind. Der Untergrund für Folienplot-Beklebungen muss glatt, trocken, staubund fettfrei sein. Wände dürfen nicht mit silikonhaltiger Wandfarbe gestrichen sein, sonst haftet die Folie nicht. Es können auch Fliesen und viele andere Untergründe beklebt werden. Spezielle Folien können auch im Außenbereich verwendet werden. Die Auswahl an Farben für die Folien liegt bei manchen Herstellern im dreistelligen Bereich, sie sind also tendenziell für jede gewünschte Anwendung verfügbar. Der Nachteil von Folienplot-Lösungen ist, dass mehrfarbige Abbildungen nicht exakt umgesetzt werden können. Das macht Kombinationstechniken notwendig.

Praxisbeispiele Druck