In der Ausstellung "Grüne Moderne" wurden die Ausstellungstexte händisch in deutscher und englischer Sprache an die Wände geschrieben. Foto: Leonie Braun. © Rheinisches Bildarchiv Köln.
Handgeschriebene Ausstellungstexte
und übermalte Banner
Kreative Materialreduktion
Für exakte Zeilen nutzte der gelernte Kunst- und Schriftenmaler Sebastian Karbowiak blasse Orientierungslinien. Foto: Leonie Braun. © Rheinisches Bildarchiv Köln.
Buchstabe für Buchstabe wurde der Text an die Wand geschrieben. Foto: Leonie Braun. © Rheinisches Bildarchiv Köln.
Die handgeschrieben Wandtexte fügen sich gut in Ästhetik der Ausstellung "Grüne Moderne". Foto: Leonie Braun. © Rheinisches Bildarchiv Köln.
Auf dem Dach des Museums übermalte Sebastian Karbowiak ein altes Werbebanner für die Ausstellung "Grüne Moderne". Foto: Mario Hendrichs. © KOMPAGNON.LETTERS.
Um Plastikmüll zu vermeiden, wurde das Banner der vorangegangenen Sonderausstellung übermalt, statt ein neues Banner zu drucken. Foto: Mario Hendrichs. © KOMPAGNON.LETTERS.
Für das "neue" Großbanner konnte zwar Material eingespart werden, dennoch kam viel Farbe für die Neugestaltung zum Einsatz. Foto: Mario Hendrichs. © KOMPAGNON.LETTERS.
Sonderausstellung "Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen" im Museum Ludwig in Köln, 22/23
Wo?
Museum Ludwig in Köln
Wer?
Dr. Miriam Szwast (Kuratorin) in einem Interview
Pro:
Einsparung von Folienplotts und Trägermaterial, das später entsorgt werden muss; besonders persönliche/individuelle Textgestaltung
Contra:
Ungewohnt für den Lesefluss und möglicherweise schlechter lesbar; nach mehrfachem Überstreichen können Unebenheiten auf der Wand entstehen
Um Ressourcen zu sparen, werden nachhaltige Ausstellungen gelegentlich bewusst minimalistisch gehalten. Das Prinzip der Suffizienz und die Suche nach dem richtigen Maß befördern Experimente und kreative Lösungen – auch im Umgang mit Ausstellungstexten.
Das Museum Ludwig in Köln ließ in der Sonderausstellung “Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen” Ausstellungstexte direkt auf die Wände schreiben. Die Kuratorin Dr. Miriam Szwast und ihre Kollegin Kirsten te Brake von der Kommunikationsabteilung beauftragten den Kunst- und Schriftenmaler Sebastian Karbowiak mit der Umsetzung. Dieser malte mit umweltverträglicher Farbe und in der Tradition historischer Schildermalerei die Texte Wort für Wort mit einem Pinsel direkt auf die Wandflächen. Die sonst üblichen Plotts aus dünner PVC-Folie und etwaiges Trägermaterial für Texttafeln wurden eingespart. Die Texte waren gut lesbar und wirkten trotzdem beseelt, wie Szwast berichtet.
Die Idee war zunächst als Experiment ohne modellhaften Anspruch angelegt. Tatsächlich war die Umsetzung zeitintensiver als eingeplant, sodass ein Teil der Texte erst nach der Eröffnung, daher im laufenden Betrieb der Ausstellung, fertiggestellt wurde. Der performative Aspekt dieser Arbeit entpuppte sich allerdings als echte Attraktion: Besuchende waren fasziniert, kamen mit dem Künstler ins Gespräch und gaben viel positives Feedback.
Nach dem Ende der Ausstellung wurden die Wände und damit auch die Wandtexte mit normaler Wandfarbe überstrichen – eine Arbeit, die, so Angelika von Tomaszewski von der Kunstvermittlung des Museums, “sowieso nach jeder Ausstellung anfällt”. Einmal erprobt, griff das Museum in weiteren Ausstellungen die Idee handgeschriebener Texte auf.
Ein weiteres Beispiel für ressourcenschonende Effekte manueller Eingriffe: Um Plastikmüll zu vermeiden, wurde für die oben genannte Ausstellung das Großbanner der vorangegangenen Sonderausstellung händisch übermalt, statt ein neues Banner zu drucken – ein Experiment, dass allerdings nicht unendlich oft wiederholt werden kann.