Freistehende Ausstellungsrahmen aus Holz. Einführung in die Ausstellung "Dinge – Objekte – Exponate: Vom Schattendasein ins Rampenlicht", Freilichtmuseum am Kiekeberg. Foto: Chris Stölting.
Modulares Ausstellung-Stecksystem auf Holzbasis
Grundsystem für zukünftige Sonderausstellungen
3D-Modell der Ausstellung. Planung der modularen Ausstellungskonstruktion, teilweise mit Boden, teilweise freistehend. Rahmen in 90- oder 180°-Winkel miteinander verschraubt. Modell: Chris Stölting.
3D-Modell eines Verbindungsstückes aus Holz. Modell: Chris Stölting.
Variante einer Ausstellungseinheit aus Rahmenteilen und teilweise Boden. Auf verschiedenen Höhen sind zusätzliche Ebenen für die Präsentation von Objekten verschraubt. Foto: Chris Stölting.
Blick auf eine Ausstellungseinheit. Text- und Bildbanner sind durch einen Saum und eine Holzstange in die Rahmen eingehängt. Foto: Chris Stölting.
Szenographische Ausstellungsinstallation zu "Wie Dinge zu Objekten werden". Eingerahmt durch Ausstellungsrahmen, eine Bodenleiste sowie eine Medienstation. Foto: Chris Stölting.
Variante einer Ausstellungseinheit aus Rahmenteilen ohne Boden. Stabilität in den Rahmen bieten quergespannte Stahlseile. Im Hintergrund sind Podeste aus alten Ausstellungen, auf denen Objekte platziert wurden. Foto: Chris Stölting.
Variante einer freistehenden Ausstellungseinheit in Kombination mit beleuchteten Vitrinenboxen aus Lagerkisten. Foto: Chris Stölting.
Einzelner freistehender Rahmen, gestützt durch eine Medienstation. Foto: Chris Stölting.
Jubiläumsausstellung "Dinge – Objekte – Exponate: Vom Schattendasein ins Rampenlicht", Freilichtmuseum am Kiekeberg
Wo?
Freilichtmuseum am Kiekeberg
Wer?
Chris Stölting (Ausstellungsgestaltung) in einem Interview
Pro:
Naturbelassenes Material; hohe Wiederverwertbarkeit; platzsparend in der Lagerung
Contra:
Eventuelle Voraussetzungen an den Boden des Ausstellungsraumes
Ein Ausstellungssystem, das immer wieder in neuen Aufbau-Varianten genutzt werden kann, produziert weniger Müll und verbraucht weniger Ressourcen. Liegt hier der Schlüssel für eine nachhaltige Ausstellungsgestaltung? Chris Stölting vom Freilichtmuseum am Kiekeberg hat so ein System entworfen und erprobt seinen ersten Einsatz.
Zum 70-jährigen Bestehen kuratierte das Freilichtmuseum am Kiekeberg eine Sonderausstellung – nach dieser sollen die Mengen der Neukonstruktionen und nicht weiter nutzbaren Reste, die nach Ausstellungen im Müllcontainer landen, deutlich schrumpfen. Chris Stölting hat das Konzept für das innovative Ausstellungssystem entwickelt. Im Interview beschreibt er seine Idee: Es handelt sich um ein modulares Rahmensystem, bei dem die einzelnen Teile standardmäßig auf 1 oder 2 Meter zugeschnitten sind, und jeweils zu Rahmen der Größen 1×1 Meter 2×2 Meter und 1×2 Meter zusammengesetzt werden können. Verbunden werden die Elemente mit Verbinderklötzen, durch welche die Ausstellungsteile in alle Richtungen unterschiedlich erweitert werden können. Die Verbinder lassen sich standardmäßig im 90 Grad Winkel verbauen. Es wurden jedoch auch Sonderanfertigungen für 45 Grad Verbindungen hergestellt. So ließen sich die einzelnen Module für jede künftige Ausstellung weiter nutzen, erklärt Stölting.
Als Material entschied man sich für “Fensterkanteln” (Leim-Schicht-Holz) aus dem Fensterbau, die im Gegensatz zu Vollholz verhältnismäßig verzugsfest sind. Darüber hinaus wurden Medienstationen vergangener Ausstellungen, schon mehrfach genutzte Vitrinenboxen oder auch Podeste aus Magazinenbeständen weiter genutzt und mit dem Rahmensystem in die Ausstellung eingebaut.
Das Freilichtmuseum genießt den Vorteil, alles selbst im Haus zu haben: Ausstellungsgestaltung, Tischlerei, Zimmerei und Metallbau-Werkstatt, eine Architektin – so konnte im Museum selbst entwickelt und hergestellt werden. Nur das Holz für das Stecksystem wurde extern in einer Tischlerei im Landkreis angefertigt, da die Werkstatt dort über die entsprechenden Präzisionswerkzeuge verfügt. „So bemühen wir uns, die Transportwege möglichst gering zu halten“, erklärte Stölting. Der Auftrag konnte frei an einen regionalen Anbieter vergeben werden, da an die Finanzierung keine Vergabekriterien gebunden waren.
Die Texte und Abbildungen der Ausstellung wurden hauptsächlich auf Bannern aus Kunststoffgewebe gedruckt – im Idealfall wäre der Träger ebenfalls aus recyceltem Material gewesen, was für die Jubiläums-Ausstellung leider nicht im Budget lag, berichtete Stölting. Die Banner werden mit Hilfe eines Hohlsaums, durch den eine Leiste führt, mit Haken und Ösen in die Rahmenkonstruktion eingehängt.
Der Boden des Ausstellungsraumes besteht aus flexibel austauschbaren Holzklötzen. Eine Stromversorgung ist hier ebenfalls verbaut. Hier können die Ausstellungselemente flexibel verschraubt und gezielt mit Strom versorgt werden, ohne Kabel mühsam verstecken zu müssen. Weil Stölting klar ist, dass nicht alle Häuser so günstige Voraussetzungen zum Beispiel im Bodensystem finden, denkt er bereits über Alternativen nach. Denn wenn sich das System im eigenen Haus nach der Probezeit gut bewährt hat, könnte es sicher auch für andere Museen interessant sein. Gerne möchte das Team seine Erfahrungen dazu mit anderen Häusern teilen!