
Online-Kataloge ersetzen Printproduktionen
Digitale Medien ohne Papierverbrauch



Sonderausstellung "Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen" im Museum Ludwig in Köln, 22/23
Wo?
Museum Ludwig in Köln
Wer?
Dr. Miriam Szwast (Kuratorin) in einem Interview
Pro:
Weniger Papierverbrauch; Online-Angebote sind niedrigschwellig und barrierearm
Contra:
Website verbraucht kontinuierlich Strom durch Server und Endgeräte der Nutzer:innen
Digitale Angebote von Museen haben viele Vorteile: Für die Nutzenden sind sie leicht zugänglich, weder zeit- noch ortsgebunden und zumeist kostenlos. Aus Sicht der Museen sprechen gute Aktualisierbarkeit, eher geringere Kosten und weniger Ressourcenverbrauch dafür. Aber stimmt letzteres wirklich? Sind Online-Kataloge umweltfreundlicher als analoge?
Das Museum Ludwig in Köln hat sich entschieden, bei der Sonderausstellung „Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen“, komplett auf einen „normalen“ Katalog zu verzichten und stattdessen eine Website (mit Druckoption) aufzubauen. Im Interview mit Kuratorin Dr. Miriam Szwast bedauert diese, dass ihr für eine fundierte Bewertung dieser Entscheidung belastbare Zahlen fehlen. So könne eine Katalogproduktion aufgrund der vielen damit zusammenhängenden Prozesse kaum hinsichtlich der verursachten CO2-Emission und des ökologischen Fußabdrucks beurteilt werden – unabhängig davon, ob es ein analoger oder digitaler Katalog sei.
Zur Entscheidung für die Website-Lösung trug letztendlich jedoch maßgeblich die Reflektion über den Papierverbrauch bei: „Wir haben unsere früheren Katalogproduktionen angeguckt, haben geschaut, wie viel Papier allein für die Andrucke verbraucht wird, noch bevor der Katalog überhaupt gedruckt ist. – Das war schon enorm.” erklärte Szwast und ergänzte, dass mitunter auch die Auflagen zu groß gewesen seien.
Online-Lösungen bieten diverse Stellschrauben zur Minimierung des häufig kritisierten Strombedarfs, erklärt Szwast.
Dazu gehört die Maßnahme, das Online-Angebot klimaneutral zu hosten. Szwast überprüfte hierzu im Vorfeld auf “The Green Web Foundation” die schon bestehende Website des Museums und stellte fest, dass diese bereits klimaneutral war, da der hierfür gewählte Host auf Ökostrom setzt und CO2-Kompensationen leistet – ein Grund mehr, die neue Website an die bestehende Website des Museums anzudocken.
Auch Nutz:innen können etwas tun, indem sie selbst Ökostrom beziehen. Zusätzlich sorgen abgedunkelte Hintergründe und verringerte Kontraste für minimierten Stromverbrauch der Endgeräte.
Szwast berichtete, dass die Website eine “Print on Demand”-Option biete, die die Druckversion so formatiere, dass beim Ausdruck weniger Tinte verbraucht werde: Die Druckversion habe im Vergleich zur Website deutlich kleinere Abbildungen in schwarzweiß. Die komfortable Druckoption solle auch Skeptiker:innen der Digitalisierung ansprechen und Liebhaber:innen des analogen Lesens befriedigen. Szwast berichtete ergänzend, dass die Besucher:innen-Frequenz der Seite genau beobachtet werde. Wenn diese nur noch gering sei, werde die Website abgeschaltet.
Bisher waren die Rückmeldungen der Nutzer:innen vorwiegend positiv. Einige Funktionen der digitalen Lösung (z.B. vergrößern oder vorlesen lassen) dürften Inklusion fördern und soziale Nachhaltigkeit stärken.
Grundsätzlich gilt für das Museum: Lieber Neues ausprobieren und dazulernen, als im Alten zu verharren; zum Evaluieren brauchen wir Erfahrungen; Standards gehören hinterfragt und angepasst.